Ausstellung
11. July 2017

The Essence 17

Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst Wien

Nicoleta Auersperg
Jürgen Münzer
Mara Novak
Stephanie Rizaj

Kuratorin: Angela Stief


Ausstellungseröffnung
27. Juni 2017, 19 Uhr

Ausstellungdauer
28. Juni bis 11. Juli 2017
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr, Sa: 14 - 18 Uhr
Do: 14 - 21 Uhr

Grenzerfahrungen

Eine Versuchsanordnung mit Reifen und Bambusstäben, die stehen, lehnen und aus der Wand in unterschiedlichen Distanzen in den Ausstellungsraum ragen. Sie beschreibt das Experiment nicht als das Gegenteil von Professionalität, sondern Trial and Error als spielerisches Prinzip der Improvisation und Verbesserung – sozusagen eine Jam-Session im Show Room. Die installativen Elemente von Nicoleta Auersperg erinnern an die Requisiten von Akrobaten und lassen in der Vorstellung einen performativen Akt wie einen Film abspulen. Sie passen sich an die Umgebung an und definieren mir ihrer subtilen und minimalistischen Ästhetik den Raum und die Zeit. Ein Anspruch, der die Parameter
zeitgenössischer Kunstproduktion umreißt.
Auch Stephanie Rizaj sinniert mit künstlerischen Mitteln über Architektur. Die Außenperspektive des Ausstellungsraumes wird durch das Auge der Kamera abgebildet, auf einer digitalen Oberfläche wiedergegeben und schließlich zu einer Collage montiert. Das finale Bild lässt die Künstlerin auf einen textilen Träger drucken, den sie dann als raumgreifendes Arrangement zeigt. So wird der Blick von Außen nach Innen zum Repräsentationsgegenstand – Grenzüberwindung par excellence. Die Ortsspezifizität, mit der sich Künstler und Künstlerinnen seit Ende der 1960er-Jahre intensiv beschäftigen, bestimmt auch die Herangehensweise der Teilnehmer der Ausstellung „Grenzerfahrungen“. Mara Novaks „Raum reflektieren“ untersucht die Schwelle, die Raumöffnung, indem sie während der Produktion ihrer Fotogramme ein Camera Obscura ähnliches Modell in den Fensterlaibungen anbringt. Die Bewegung des Lichtes hinterlässt als Inversion der Farben ein komplementäres Pendant. Dabei verkehrt sich ähnlich wie bei Rizaj Innen und Außen. Werkcharakter erhält das Fotopapier dann auch durch seine haptischen und chemischen Besonderheiten.
Der Raum ist also Site und Non-Site, einerseits körperliches Gegenüber, andererseits Bühne für die Performanz von Arbeiten, die miteinander kommunizieren und Beziehungen herstellen. Die Grenze als mediale Bruchlinie veranschaulicht sich auch in materialästhetischen Untersuchungen. Als Motiv erscheint sie explizit in der Collage „Wall“ von Jürgen Münzer – eine Kindheitserinnerung, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hat und als künstlerische Bildfindung Ausdruck verschaffen konnte. Hier beschreibt sie inmitten einer Tiroler Berglandschaft eine zivilisatorische Demarkationslinie, die Natur und Kultur miteinander verschränkt. Mauern wurden vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatte der letzten Jahre zu einem übercodierten Motiv. Avant la lettre trägt das Bild von Münzer ein Momentum, das sich erst in der Zukunft als besonders brisant erwiesen hat, und das die Grenze als permeable Formation definiert, die es gilt, stets neu zu verhandeln.


The Essence 17

Info

Alte Post, Dominikanerbastei 11 / Postgasse 8, 1010 Wien

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